Die Geschichte des Sozialen Zentrum Käthe beginnt im Sommer 2010. Damals beschloss eine kleine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten, sich auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für einen unkommerziellen und politischen Treffpunkt in Heilbronn zu machen. Der Mangel an selbstverwalteten Räumen und linker Infrastruktur in der Stadt sollte endlich überwunden werden. Zu diesem Zweck wurde die „Kulturinitiative Heilbronn e.V.“ als tragende Struktur eines neuen Zentrums ins Leben gerufen.
Vom Heilbronner Norden…
In der Heilbronner Nordstadt fand sich recht schnell eine geeignete Örtlichkeit, so dass die „Käthe“ am 1. September 2010 im angemieteten Erdgeschoss der Dammstraße 56 ihre Pforten öffnete. Damit gab es in Heilbronn zum ersten Mal seit dem Ende des Infoladens in der Mozartstraße Anfang der 1990er Jahren wieder einen von der Stadt und Parteien unabhängigen linken Treffpunkt.
In ihrer Anfangszeit hatte die „Käthe“ mit allen Problemen zu kämpfen, die eine neue Struktur dieser Art klassischerweise hat: ein fester Kreis von Unterstützerinnen und Unterstützern musste sich erst langsam herausbilden, einige zunächst begeisterte Menschen verschwanden im Nirgendwo oder beäugten das Projekt aus skeptischer Distanz. Zeitweise gab es finanzielle Schwierigkeiten und das Zentrum musste sich seinen Platz in der Stadt erst erkämpfen.
Eine gewisse Beharrlichkeit und das Bewusstsein dafür, dass diese Probleme zum Aufbau eines politischen Zentrums aber genauso dazu gehören wie die euphorischen Momente, zahlten sich aber schnell aus: Immer mehr Menschen kamen zu Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen und Filmabenden, Gruppen nutzten die vorhandenen Möglichkeiten und der offene Freitagabend in der „Käthe“ mit veganer Vokü und geöffnetem Infoladen etablierte sich als Anlaufpunkt für viele Interessierte. In den Monaten vor einem Großaufmarsch von Neonazis in Heilbronn am 1. Mai 2011 wurde das Soziale Zentrum außerdem zum Mittelpunkt der antifaschistischen Gegenmobilisierung und beheimatete u.a. das „Bürgerbüro“ des Blockadebündnisses „Heilbronn stellt sich quer“.
…ins eigene Haus!
Insgesamt wurde nach etwas mehr als einem Jahr „Käthe“ in der Dammstraße also eine positive Bilanz gezogen. Auch die gemachten Erfahrungen beim Lösen von Problemen und dem gemeinsamen Durchstehen von „Durststrecken“ hatten das Vertrauen ineinander und das Selbstbewusstsein gestärkt.
Zudem hatte sich gezeigt, dass in Heilbronn ein enormer Bedarf an Infrastruktur und Entfaltungsmöglichkeiten für selbstverwaltete Politik und Kultur existiert. Inspiriert von zahlreichen Projekten in der ganzen BRD entstand so die Idee, ein großes Soziales Zentrum in einem eigenen Haus aufzubauen.
Wie geschaffen für dieses Vorhaben schien das aus der Freiburger Hausbesetzer*innenbewegung hervorgegangene Modell des Mietshäuser Syndikat. So entstand mit der Hilfe erfahrener Hausprojekte aus Tübingen und anderen Städten eine lokale Projektinitiative des Syndikats. Da für das neue Zentrum bereits ein konkretes Objekt in der Heilbronner Innenstadt ins Auge gefasst wurde, musste es relativ schnell gehen.
Der Hausverein „Käthekooperative e.V.“ wurde gegründet, ein Finanzierungsplan erstellt, Stammkapital gesammelt, ein Hauskonzept erarbeitet und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Im August 2012 wurde die „SL – Solidarisch Leben Heilbronn GmbH“ gegründet, die gemäß des Syndikatskonzeptes als Hauseigentümerin fungiert. Im Oktober 2012 wurde bereits der Kaufvertrag für unser Haus unterschrieben. Mit der Erteilung der Baugenehmigung durch die Stadt Heilbronn im November 2012 fiel dann endgültig der Startschuss für die umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, die sich bis zum Sommer 2013 hinzogen.
Am 14. September 2013 kamen rund 200 Menschen zum Eröffnungsfest des neuen Sozialen Zentrums Käthe.
Bereits im August 2014 wurde auch das Nachbarhaus in der Wollhausstraße 47 als Wohnprojekt „W 47“ des Mietshäuser Syndikats in die Selbstverwaltung überführt.