Begriffe wie „Flexibilität“, „Workfare“, „Beziehungsmanagement“, „Selbstverwirklichung“, machen klar, dass die „Leistungsgesellschaft“ weit mehr ist, als ein wirtschafts- und sozialpolitischer Ansatz. Die neoliberale Ideologie, in der alle Bereiche unseres Lebens am ökonomischen Nutzen gemessen werden, prägt unsere Persönlichkeit, unser Denken, unser Handeln: Während wir Sport treiben, wir über unsere Bosse sprechen, als wären wir befreundet, wir in Dating-Portalen nach der Liebe fürs Leben oder dem schnellen Sex suchen, wir unser 70er Jahre-Rennrad das Altbau-Treppenhaus hochtragen, wir herzhaft über die Prolls in der Eckkneipe lachen, wir uns über unsere aktuellen Prokrastinationserfahrungen austauschen, wir mit einem Coffee-to-go bewaffnet im Stechschritt durch die Stadt marschieren, wir lustige ironisch-geistreiche Anmerkungen machen, wir uns wieder nicht entscheiden können und wir am Ende des Tages einmal mehr versuchen, das zu verdrängen, was längst Gewissheit geworden ist: dass es so nicht weitergehen kann.
Sebastian Friedrich ist Redakteur von kritisch-lesen.de und Verfasser der Kolumne „Lexikon der Leistungsgesellschaft“, die seit April 2013 bei der linken Monatszeitung ak – analyse und kritik erscheint.
Mittwoch, 19. Oktober 2016 | 19.00 Uhr | Soziales Zentrum Käthe
Eine Veranstaltung der Organisierten Linken Heilbronn (iL)